"Morgens früh, wenn alles noch von dicken Wolken umhüllt ist und die Luft langsam von der Sonne aufgewärmt wird, erwachen die kleinen Dörfer der Normandie aus ihrem Dornröschenschlaf."
So könnte dort jede Erzählung über dieses grüne Fleckchen Erde beginnen.
Es bringt einen dazu, seine Nase an die Autoscheibe zu drücken und mit großen Augen in die grüne, weite Landschaft zu schauen, die einst Zeuge eines weltgeschichtlichen Ereignisses wurde.
Alte Bauernhäuser und riesige Anwesen, die aus Bruchstein erbaut wurden, zeugen heute noch von dem ehemaligen Wohlstand der Region. Ich war noch nie dort, aber meine Mom verglich die Landschaft teilweise mit Irland.
Zwischendurch führt uns der Weg vorbei an einfachen, eher hässlichen Betonbauten. Sie bezeugen das Ausmaß der Bombardierung und den akuten Mangel an Unterkünften kurz nach dem Krieg, als diese Häuser überall aus dem Boden gestampft wurden, um den Überlebenden einen Neustart zu ermöglichen.
Vor dem ersten Kontakt mit den Einheimischen war unser Bauchgefühl sehr Durchwachsen. Schließlich waren es die Deutschen, die das Unheil über die Normandie brachten und wir waren verunsichert, wie man sich uns wohl gegenüber verhalten wird.
Zudem waren wir durch den Kontakt zu Franzosen in anderen Regionen sehr von Vorurteilen besetzt, was die Gastfreundschaft betrifft (ja, leider haben wir wirklich unglaubliche Erfahrungen gemacht... auch, wenn ich damit jetzt auf gar keinen Fall alle über einen Kamm scheren will (: )
Aber: Solch ein freundliches, offenes und herzliches Volk, wie uns in der Normandie gegenübertrat, haben wir wirklich nicht erwartet!
Selbst in den kleinsten und verstecktesten Dörfern konnten wir uns mit Händen und Füßen und Geräuschen und Gesten verständigen. Selbst, wenn man sich das falscheste Französisch aus dem Kopf gedrückt hat, sah man, wie sich das Gegenüber bemühte, die Worte zu verstehen. Es gab Hilfestellung und teils wurden wir zum Abschied sogar umarmt.
Wir fühlten uns dort wirklich wohl!
Der Mont-Saint-Michel ist ein allgegenwärtiger Begleiter an der Küste. Immer wieder taucht er am Horizont auf oder steht plötzlich beinahe vor einem ^^
Selbst bei unserem Ausflug nach St. Malo in die Bretagne war er sehr lange zu sehen. Er prägt die Landschaft und die Menschen hier sehr stark. Unterhält man sich mit jemandem, wird man fast immer gefragt "Est-ce-que vous avez visité le Mont-Saint-Michel?" (Haben Sie den Mont-Saint-Michel besucht?)
Ich hoffe, jetzt stimmt die Grammatik :D
Irgendwann ist er nicht mehr zu sehen. Er wird abgelöst von unzähligen Austernfarmen, die in unmittelbarer Nähe zum Strand liegen.
Und ja, auch kulinarisch war diese Reise eine absolute Erfahrung!
Direkt an der Küste, wo die Transportwege so unglaublich kurz sind, dass die Ware fangfrisch in die Geschäfte gebracht wird, haben wir es uns so richtig gut gehen lassen. Wir haben gelebt wie Gott in Frankreich! ;)
Zu meinen Highlights gehörten auf jeden Fall die Austern. Unbedingt wollte ich dort Austern probieren, sollen sie doch eine Delikatesse sein! Es hat etwas Überwindung gekostet, aber ich wurde wirklich belohnt! Austern schmecken unglaublich frisch nach -
klar- Zitrone und Meer. Es ist nicht jedermanns Sache, aber wir haben sie alle geliebt. Schließlich sind wir ja auch eine Feinschmeckerfamilie :D
Und weil ich dann grad so beim Überwinden und Studieren der fremden Kochkünste war, hab ich mich auch noch an Muscheln getraut
-schlimmer als Austern konnte sie ja nun wirklich nicht sein :D- und schließlich hab ich noch Schnecken probiert. Vielleicht werd ich ja noch zum Alles-Tester, wenn das mit meiner Überwindung so gut klappt :D
Ich war durchweg begeistert und werde hier zu Hause auch bald mal meinen ersten Muscheltopf kochen. Rezepte dazu sammele ich grad schon aufmerksam ^^
Getoppt wurde alles dann nur noch vom Hummeressen in Cancale <3 Ich sag ja: Wie Gott in Frankreich ;)
Etwas anders war der Besuch der Deutschen Kriegsgräberstätte des 2. Weltkriegs. Hier wurden die deutschen Gefallenen aus ganz Frankreich zusammengetragen und beerdigt. Somit ist dies auch der einzige Deutsche Soldatenfriedhof des 2. Weltkrieges in Frankreich. Er ist wie eine Art Colosseum mit zwei Stockwerken erbaut. In der Mitte befindet sich der Innenhof.
Am Eingang liegt ein Buch, das die Namen der Gefallenen, sowie den Gang und die Grabnummer enthält, damit man sich leichter orientieren kann, wenn man einen Verwandten besuchen möchte.
Zu Beginn sind diese Namen alle für mich unbekannt und ich verbinde nichts mit ihnen. Dann fallen mir die Geburts- und Sterbedaten auf - viele der Toten waren sogar noch jünger als ich!
Zudem haben wir vermutlich auch das Grab eines Verwandten gefunden. Plötzlich hatte alles einen ganz anderen Bezug. Ein bisschen war ich schockiert.
Obwohl man ja viele Geschichten und Fakten zu den Kriegen kennt.
An einem Grab hängt sogar ein Foto des Verstorbenen mit seiner Familie darauf. Vermutlich hat seine Frau seine letzte Ruhestätte besucht und es dort zurückgelassen.
An einem anderen Grab hing ein Brief: Die Ehefrau besucht das Grab ihres Mannes zusammen mit ihren Kindern und Enkelkindern. Sie war zu dem Zeitpunkt 101 Jahre alt.
Der Krieg hat damals so viele Löcher in das Leben so vieler Menschen geschlagen. Das dauert bis heute noch an. Der Mensch fügt sich selbst den größten Schaden zu. Und für was? Für Macht und Anerkennung.
Am Ende bleibt dann eine Bronzeplatte, die im schlimmsten Fall lediglich die Inschrift trägt "Ein deutscher Soldat".
Der Tagesausflug hoch in den Norden hat uns in eine andere Welt versetzt. Plötzlich durchfährt man keine größere Stadt mehr und so weit das Auge reicht erblickt man Wiesen und Felder. Mittendrin immer wieder mal kleine Dörfer, deren Gassen so eng sind, dass keine zwei Autos aneinander vorbei passen. Am Cap De La Hague ist die Zeit stehen geblieben!
Ich kann in diesem Blogpost die Eindrücke immer nur kurz anreißen und ein klein bisschen etwas dazu erzählen. Alles weitere würde hier wirklich den Rahmen sprengen. Ich verarbeite immer noch das Gesehene und kann für mich kaum glauben, was für wunderschöne Orte die Normandie für uns bereitgehalten hat....
Auf dem Heimweg haben wir uns noch sehr spontan entschieden, dass wir noch einen Zwischenstop in Étretat machen werden. Die hohen Felsenklippen konnten wir uns nicht entgehen lassen - zudem sie beinahe auf unserem Heimweg lagen.
Als wir durch das kleine Städtchen Richtung Strand liefen, hörte man schon von Weitem das Donnern der Wellen. Hinter dem Strandwall türmen sich die berühmten Felsenklippen auf, die auch für Monet schon ein beliebtes Motiv waren.
Es ist Flut. Vor jeder Welle springen die kleinen Strandkiesel vorweg. Und mit jeder Welle, die zurück ins Meer fließt, ertönt das Rauschen der aneinanderreibenden Kiesel. Es klingt wie 1000 Güterzüge. Aber es ist ein angenehmes, erhabenes Geräusch. Es ist wie der Ruf der Freiheit!
Unser Zwischenstop ist nur von kurzer Dauer. Ich drehe mich ein letztes Mal um und labe mich an dem Blick auf die Felsen, auf das Meer, ehe uns das Grau der Autobahn zurück hat.
Und das war sie auch schon. Die kurze Geschichte über einen wunderbaren Urlaub in eine fremde Welt, nur ca. 700km von uns entfernt.
Ein Urlaub, der uns zu Abenteurern und Weltentdeckern gemacht hat. Ein Urlaub als Familie mit großen und kleinen Macken <3
Ich hab mich mit den Urlaubsbildern das erste mal an ein Scrapbook-Design gewagt ^^ Das hat mich viele Stunden Sucharbeit im Internet gekostet und harte Nerven in Photoshop. Eine Freundin brachte mich auf die Fährte nach unzähligen .pngs, die mir viel Arbeit erleichtert haben xD Aber, bis ich zum richtigen Scrapbook-Künstler werde, werde ich wohl noch viele Urlaubsfotos bearbeiten müssen :D